Im ersten Moment möchte man das nicht hören. „Bedrängnisse“ und dann auch noch gleich „viele“. Warum ist die Nachfolge Jesu ein so schwieriger Weg? Warum verlangt einem das Reich Gottes so manches ab?

Paulus spricht diesen Satz. Und er weiß, wovon er spricht. Wer den Zusammenhang seiner Worte beachtet, dem fällt auf, dass Paulus dies den Christen in Lystra sagt. In dieser Stadt kommt er in lebensbedrohliche „Bedrängnis“. Einige Juden, die das Volk gegen ihn aufgehetzt haben, werden handgreiflich und schleudern Steine auf Paulus. Fast kommt er dabei ums Leben. Doch Paulus überlebt diese Entladung von Hass und Gewalt. Bis heute gibt es Bedrängnisse, die uns zeichnen. Meistens werden wir glücklicherweise nicht so in unserer Existenz so bedrängt wie Petrus. Wir tragen dennoch auch manche Verletzungen und Verwundungen mit uns. Der Alltag in unserem Leben hinterlässt seine Spuren….. Paulus lässt sich dadurch nicht von seinem Auftrag abbringen. Denn später kehrt er wieder nach Lystra zurück, trotz der drohenden Gefahren. Bei diesem Besuch stärkt und ermahnt er die Jünger und er erklärt ihnen: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.“

Ja, das ist der unmissverständliche Grundton für diejenigen, die Jesus folgen. Es gibt Schwierigkeiten, Leid und Tränen. „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein“ hat Jesus selbst gesagt. Auch Bedrängnisse gehören zur Nachfolge, das blenden wir so gerne in unserem Wohlfühlevangelium aus. Paulus schreibt Timotheus: „Du aber bist mir gefolgt in der Lehre, im Leben und Streben, Glauben, in der Langmut, der Liebe und der Ausdauer, in den Verfolgungen und Leiden (..)“ Damit macht er eines klar: Es gibt zwei Seiten der Nachfolge: Schönes und Bitteres, Erfreuliches und Trauriges. Die Aufforderungen des Paulus an seinen Freund Timotheus sind aber auch heute noch aktuell: „Leide mit, als guter Streiter Christi.“ – „Sei nüchtern in allem, ertrage Leid!“ (2. Timotheus 2, 3 und 2. Timotheus 4, 5) Doch unsere Bedrängnisse sind nicht das Letzte. Sie gehören zum Vorletzten. Das Reich Gottes ist das Letzte. Und vielleicht helfen die Bedrängnisse uns, genau dies im Blick zu behalten. Das letzte Kapitel wird Gott einmal aufschlagen. Wenn Gottes Reich aufgerichtet ist, dann haben auch die Bedrängnisse ein Ende. Ja, wir haben einmal gut lachen! Wenn wir eingegangen sind ins Reich Gottes. Am Ende, das für uns gar keins ist, sondern ein Anfang, ohne Bedrängnisse, bei Jesus! Darauf freue ich mich!

Andacht Juni 2005