„Suche Frieden und jage ihm nach!“  Psalm 34,15 /Jahreslosung 2019

Wir Deutschen sind ein Volk von Schnäppchenjägern; sagt man gerne so. Andere nennen das Sparsamkeit. Schnäppchenjagd ist mir vertrauter als zum Beispiel Großwildjagd. Wie ein Leopard eine Gazelle jagt, kenne ich immerhin aus den Medien.

Ob Schnäppchen, Rotwild oder Gazelle: Ein Jäger hält Ausschau, liegt auf der Lauer, wartet geduldig, schlägt zu, wenn er meint, erfolgreich sein zu können. Seine gesamte Aufmerksamkeit richtet sich auf das Ziel. Jede Ablenkung kann den Erfolg der Mission zerstören: Jagen ist Konzentration – und Wille.

Auf der Lauer nach Frieden

Gott fordert uns nun auf: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15). Wir sollen Frieden suchen, auf der Lauer liegen, ob wir ihn irgendwie erwischen. Wir sollen auf die Gelegenheit warten, ihn zu fördern und zuschlagen, wenn er in erreichbarer Nähe ist: Dem Frieden schnell hinterherlaufen und unsere gesamte Aufmerksamkeit auf Frieden richten. Nicht ablenken lassen und das Ziel nicht aus dem Auge lassen: Frieden suchen und stiften.

Mir fällt auf, dass ich oft nach anderem Ausschau halte: nach Gelegenheiten, bei denen der andere einen Fehler gemacht hat. Ich suche den einen Punkt, wo der andere Unrecht, ich aber recht habe. Und stürze mich darauf, anstatt auf den Frieden. Geht euch das auch so? Oft filtern wir die Momente heraus, die Streit fördern anstatt die zu suchen, die Frieden schaffen. Wir lassen uns schnell mitreißen vom Säbelrasseln – sei es im Alltag, zwischen Gruppen, in Diskussionen oder auf staatlicher Ebene.

Frieden mit Gott und Menschen

Frieden – das ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Frieden nach biblischem Verständnis ist echte Beziehung. Gott hat Ausschau nach Frieden gehalten und Frieden geschaffen zwischen uns Menschen und ihm. Das war die Mission Jesus Christus. Sie war schmerzvoll, doch sie war erfolgreich!

„Jesus ist unser Friede“, das gilt nun auch zwischen uns Menschen. Frieden ist Versöhnung und ein Leben, das dieser göttlichen Versöhnung entspricht. Frieden kommt mit Gerechtigkeit, mit Wahrheit und Güte. Im Frieden ist man zufrieden. Frieden ist im eigenen Leben präsent durch den Frieden, den Gott mir schenkt. Frieden mit mir selbst, weil ich mich selbst annehmen kann. Frieden in der Familie, in der Nachbarschaft und Frieden bei der Arbeit. Frieden zwischen gegnerischen Gruppen und Frieden zwischen Staaten. Frieden ist niemals selbstverständlich, sondern immer zerbrechlich, leichter zerstört als geschaffen.

Friedensstifter sein

Die Jahreslosung 2019 schickt uns auf die Jagd: Los, halte Ausschau, lauf hinterher! Frieden kommt nicht von allein, denn das Böse ist stark und hinterlistig. Geh auf Deinen Partner zu. Geh zu Deinem Nachbarn mit einer Geste der Freundschaft. Jage dem Frieden nach in Deiner Gemeinde und halte Ausschau nach Gelegenheiten, ihn zu fördern. Suche die Gelegenheit dazu im Straßenverkehr und auf der Arbeit. Jage dem Frieden nach auch in der politischen Auseinandersetzung. Ermutige alle, die Frieden stiften, sie brauchen es.

Man wird dir vorwerfen, Du seist weltfremd. Dann denke an Jesus, der sagte: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ (Johannes 14,27). Die Liebe des HERRN ist nicht weltfremd; sie gehört mitten unter uns.

Björn Wiesemann

Andacht zur Jahreslosung 2019