„Mit welchem Maß ihr messt, wird man euch wieder messen.“
Markus 4,24 / Monatsspruch für Juli

„Mama, ist 50 eigentlich viel?“, will der Dreijährige wissen. Die Mutter: „Hmm, kommt drauf an, wovon 50: Wenn 50 Leute in einer Stadt leben, ist das wenig. Wenn du aber 50 Autos in deiner Garage hast, ist das viel.“ Auf den richtigen Maßstab kommt es an! Zollstock, Uhr, Waage und Thermometer sind wichtige „Maßstäbe“ im täglichen Alltag. Und wir erwarten zu Recht, dass sie stimmen und „geeicht“ sind. Wir wollen nicht beim Einkauf mit falschem Gewicht oder falscher Menge betrogen werden. Die CD soll in den Computer passen, wir erwarten einheitliche Normen! Gleiches Maß ist unverzichtbar, wo es z.B. in Industrie, Handel oder Wissenschaft um „harte“, messbare Fakten geht.

Je „weicher“ die Materie, desto schwieriger wird es. Wenn nämlich Menschen selbst messen und gemessen werden mit Schulnoten, Beurteilungen, Gehaltsstufen oder auch Strafen. Da gibt es auch „Maßstäbe“ wie Gesetze und Tarifverträge. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, fordern die Gewerkschaften. Ein Richter oder Beurteiler soll objektiv sein, den „gleichen Maßstab anlegen“ und „nicht mit zweierlei Maß messen“. Gleiches Maß empfinden wir als gerecht im gesellschaftlichen Miteinander. Und dann gibt es noch so einen ganz persönlichen „inneren“ Maßstab, mit dem wir uns und andere vergleichen: „Ich bin zu dick“, „der ist faul“, „die ist geizig“… Stimmt das wirklich? Woher nehmen wir unsere Maßstäbe?

Für die zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es eine einfache Grundregel: „Was du nicht willst, das man dir antu’, das füg’ auch keinem andern zu“ (vgl. Matth. 7,12). Umgekehrt allerdings wird allzu oft ein ungutes „Wie du mir, so ich dir“ daraus. „Mit gleicher Münze heimzahlen“, „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ sind Reflexe, die schlimmstenfalls in einer Spirale von Unversöhnlichkeit und Gewalt enden können. Als Christen sollen wir bei so einer negativen Automatik nicht mitmachen und überraschend anders handeln. Lesen wir mal Lukas 6 ab Vers 27. Sicher ein anspruchsvoller Maßstab, aber wie viel Neues mag entstehen und wie viel Not gemildert oder beseitigt werden, wenn jemand so den ersten Schritt tut. Und den hat Gott schon auf uns zu gemacht! Keine Schuld sollte unser Verhältnis zu ihm mehr belasten, deshalb hat Jesus sie stellvertretend auf sich genommen. Gott setzt einen neuen Maßstab: seine Liebe zu uns Menschen. Wie befreiend anders er handelt, lesen wir z.B. in Psalm 103, 10-13 oder der Geschichte in Lukas 15 ab Vers 11. Und dann soll unser Leitmotiv sein „Wie Gott mir, so ich dir“. Wie traurig, wenn wir z.B. in punkto Vergebungsbereitschaft hartherzig bleiben. Jesus sagt in einer Gleichnisgeschichte (Matth. 18 ab Vers 21), dass Gott uns dann durchaus eine Strafe auferlegen kann. Prüfen wir doch unsere Maßstäbe immer wieder an der Frage: Was würde Jesus tun?

Christof Radoch

Andacht Juni 2012